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Montag, 24. Juni 2024

Roadtrip auf der Azoren-Insel São Miguel

Im Anschluss an den Camino Inglés reiste ich zunächst mit dem Bus von Santiago de Compostela binnen 2,5 Std. Fahrt nach Porto in Portugal. Von dort nahm ich dann umgehend einen 2-stündigen Inlandsflug vom portugiesischen Festland auf die zu Portugal gehörende Inselgruppe der Azoren im Atlantischen Ozean. Genauer nach Ponta Delgada, der Hauptstadt der Azoren auf der größten Insel des Archipels São Miguel. Nach meiner Ankunft am Flughafen nahm ich meinen vorab gebuchten Mietwagen entgegen. Um mich an den weißen Fiat 500 zu gewöhnen, fuhr ich erstmal nur 5 min. zum Leuchtturm Farol de Santa Clara. 

Leuchtturm Farol de Santa Clara

Nachdem ich mich mit dem Mietwagen vertraut gemacht hatte, fuhr ich weiter ins nahegelegene Zentrum der 68.000 Einwohner Stadt Ponta Delgada. Hier verbrachte ich den Großteil des ersten Tages mit der Erkundung der gemächlichen Hauptstadt. Zu Fuß erkundete ich die historische Altstadt mit ihren kolonialen Bauten, darunter das Stadttor Portas da Cidade aus dem Jahr 1783, die beiden Kirchen Igreja Matriz de São Sebastião und Igreja de São José und zu guter Letzt das Forte de São Brás.

Stadttor Portas da Cidade

Jardim Padre Sena Freitas

Das Fort am Westende der Altstadt direkt am Hafen schaute ich mir genauer an. Der vieleckige Bau wurde 1552 zum Schutz der Inselbewohner vor den regelmäßigen Piratenangriffen errichtet und im Laufe des 19. Jahrhunderts mehrfach umgebaut. Die portugiesischen Marine ist in einem Teil untergebracht und betreibt dort ein Museum mit Exponaten der letzten Jahrhunderte. 

Promenade auf dem Weg zum Forte de São Brás

Ausstellung im Forte de São Brás

Ausblick vom Forte de São Brás auf die Hafenpromenade

Ausstellung im Forte de São Brás

Danach spazierte ich entlang der Hafenpromenade zum Hafen von Ponta Delgada. Dieser wurde ebenfalls mehrfach umgebaut und erweitert. So finden sich am Ostende ein öffentliches Schwimmbad und mehrere Restaurants. Am Nachmittag fuhr ich dann weiter in den Nachbarort São Roque wo sich für die kommenden Tage mein gemütliches Hostel befand. Am Abend fand durch eine Glaubensprozession statt, die von der örtlichen Blaskapelle begleitet wurde. 

Glaubensprozession in São Roque

Ausgeruht startete ich am nächsten Morgen in meine erste Erkundung im Westen von São Miguel. Dazu fuhr ich rund eine halbe Stunde bis zum Wanderparkplatz am Aquädukt Muro das Nove Janelas. 

Aquädukt Muro das Nove Janelas

Vom Aquädukt aus wanderte ich zunächst auf den 845 m hohen Gipfel des Pico da Cruz. Dort erhielt ich den ersten Ausblick auf die Caldeira vulkanischens Ursprungs Sete Cidades. Danach stieg ich hinab zum Wanderweg entlang des Kraterrands, mit fast ständigem Blick auf die beiden Kraterseen. Blickt man dabei vom Kraterrand hinunter so erscheint der größere See durch die Reflexion des Himmels blau (Lagoa Azul), der kleinere durch den dahinterstehenden Bewuchs grün (Lagoa Verde). 

Ausblick während dem Aufstieg zum Pico da Cruz

Ausblick vom Gipfel des Pico da Cruz

Entlang des Rundwanderwegs gibt es mehrere gute Aussichtspunkte, sowohl auf den Atlantik als auch auf die beiden Kraterseen. Einer der beliebtesten, weil auch mit Fahrzeugen erreichbar, ist der Miradouro das Cumeeiras wörtlich übersetzt der "Aussichtspunkt der Hügelkämme“. Diesen erreichte ich nach rund 6,5 km. 

Wanderweg entlang des Kraterrands

Lagoa Azul Ausblick nahe dem Miradouro das Cumeeiras

Caldeira vulkanischens Ursprungs

Ausblick während der 2. Hälfte der Rundwanderung

Fast gegenüberliegend befindet sich der besonders bekannte Aussichtspunkt Miradouro da Vista do Rei in 550 m Höhe, dessen Name an den Besuch des portugiesischen Königs Carlos I im Jahre 1901 erinnert. Dort endet der ausgeschilderte Wanderweg auch offiziell. Am Vista do Rei befindet sich zudem die Ruine des nach nur zwei Jahren Betriebs 1990 geschlossenen und 2010 endgültig aufgegebenen Luxushotels Monte Palace, das inzwischen als Lost Place eine Touristenattraktion ist. Auch ich wagte mich in das Innere und auf das Dach des Gebäudes. 

Lost Place "Monte Palace"

Im Inneren des zerfallenen Luxushotel

Aussicht vom Miradouro da Vista do Rei

Danach lagen noch rund 4,5 km Strecke entlang der Straße auf mich, um zurück zu meinem Ausgangspunkt zu kommen. Dabei machte ich noch einen kurzen Abstecher zum Vulkansee Lagoa do Canário. Nach insgesamt 22 km hatte ich den Wanderparkplatz wieder erreicht. 

Vulkansee Lagoa do Canário

Anschließend fuhr ich mit meinem Mietwagen hinab in die gleichnamige Ortschaft Sete Cidades. Erwähnenswert sind hier die Straßenbrücke über die Engstelle zwischen Lagoa Azul und Lagoa Verde und die Kirche Igreja S. Nicolao. Nach diesem kurzen Abstecher fuhr ich zurück nach São Roque. 

Straßenbrücke zwischen Lagoa Azul und Lagoa Verde

Auch am nächsten Tag fuhr ich in den Westen der Insel. Erstes Tagesziel war die kleine Ortschaft João Bom. Dort beginnt der 5,4 km lange Rundwanderweg Atalho dos Vermelhos. Auf der ersten Hälfte des Weges geht es rund 200 hm hinab mit großartigen Ausblicken auf die Nordküste der Insel. In der zweiten Hälfte geht es dann auf anderen Wegen zurück zum Ausgangspunkt, allerdings durch das weniger schöne Hinterland. 

Ausblick auf dem Atalho dos Vermelhos

Mein nächster Stopp war die Nachbargemeinde Mosteiros. Dort dominiert schwarzes Vulkangestein die Küste. Teils mit menschlicher Hilfe finden sich dort auch zwei Natürliche Pools, die bei ruhigem Wellengang zum Baden einladen. 

Küste bei Mosteiros

Natürlicher Pool von Mosteiros

Am Nachmittag fuhr ich weiter entlang der Hauptstraße EN 1-1A bis ich zum Aussichtspunkt Miradouro da Ilha Sabrina gelangte. Dort beginnt der kombinierte 3,6 km lange Rundwanderweg Pico das Camarinhas - Ponta da Ferraria. Dieser führt zunächst auf den Gipfel des 219 m hohen Pico das Camarinhas mit Ausblicken auf den Atlantischen Ozean. Danach folgt der Abstieg hinab zur Lava-Landzunge Ponta da Ferraria. Ich bestaunte die wilden Felsformationen, bevor ich zurück zum Ausgangspunkt lief. 

Ausblick vom Pico das Camarinhas

Lava-Landzunge Ponta da Ferraria

Küste von Ponta da Ferraria
Mein dritter und letzter Rundwanderweg des Tages wartete wenig später hinter der Ortschaft Feteiras auf mich. Am Aussichtspunkt Miradouro da Vigia beginnt der 5 km lange Rundwanderweg Fajã do Mar. Dieser führt von der Hauptstraße steil hinab zu einem schwarzen Steinstrand und an dessen Ende über einen Fahrweg wieder hinauf. Der definitiv am wenigsten empfehlenswerte Wanderweg des Tages. Mit dieser Erkenntnis fuhr ich zurück nach São Roque. 

Fajã do Mar
Am vierten Tag fuhr ich zunächst in Richtung Osten. Begleitet wurde ich an diesem Tag vom Italiener Enrico, den ich zuvor im Hostel kennengelernt hatte. Zusammen erreichten wir nach rund 35 min. Fahrt den Furnas-See. Mit einer Wasserfläche von 1,93 km² ist er der zweitgrößte See der Insel und der Azoren. Auch hier gibt es einen rund 9 km langen Rundwanderweg entlang des abwechslungsreichen Seeufers. 

Bambuswald am Furnas-See

Unterwegs am Furnas-See

Auf etwa der Hälfte unserer Strecke am Nordufer des Sees gibt es ein ausgedehntes Feld mit kochenden schwefelhaltigen Thermalquellen. Dort wird das kochende Wasser in Erdlöchern zur Zubereitung des traditionellen Eintopf Cozido das Caldeiras genutzt. Dieser Eintopf beinhaltet verschiedene Sorten Fleisch, Würstchen, Kartoffeln, Kohl und anderem Gemüse, der hier in einem großen Kochtopf über mehrere Stunden hinweg gegart wird.

Zubereitung des traditionellen Eintopf Cozido das Caldeiras

Schwefelhaltigen Thermalquellen

Dahinter befindet sich der private Park Parque da Grená. Hier gibt es mehrere Aussichtspunkte wie etwa beim über 650 Treppenstufen erreichbaren Grená Wasserfall. Außerdem gibt es schöne Wege durch den Wald, bspw. hin zum verlassenen Grená‘s House. 

Aufstieg zum Grená Wasserfall

Weg im Parque da Grená

Ausblick im Parque da Grená

Enrico auf einer der Holzbrücken

Nach diesem Abstecher ging es mit Enrico zunächst zurück zum Parkplatz und dann mit dem Auto in den gleichnamigen Ort Furnas. Dort suchten wir zum Mittagessen ein entsprechendes Lokal um den traditionellen Eintopf Cozido das Caldeiras zu probieren. Auf dem anschließenden Verdauungsspaziergang erkundeten wir ein bisschen den überschaubaren Ort. 

Mittagessen in Furnas: Eintopf Cozido das Caldeiras

Danach fuhren wir weiter an die Nordküste in die Teeregion der Insel. Auf São Miguel befindet sich heutzutage Europas einzige Teeanbaufläche. Wir besichtigten dazu die Porto Formoso Tea Factory. Wir gönnten uns einen Nachmittagstee mit anschließendem Ausblick auf die Teefelder der kleinen Fabrik. Auf Wunsch wird Gästen hier der Produktionsprozess erklärt. Da ich erst ein halbes Jahr zuvor im Hochland von Sri Lanka zwei ausführliche Touren hatte, lehnte ich das Angebot dankend ab. 

Teefelder der Porto Formoso Tea Factory

Abhängen in der Porto Formoso Tea Factory
Auf der anschließenden Rückfahrt nach São Roque hielten wir noch bei einer Ananasfarm, die ebenfalls eine Besonderheit auf São Miguel darstellt. Auf der August Arruda Plantage nahe Ponta Delgada konnten wir die Gewächshäuser besichtigen und im Hauseigenen Shop Ananasprodukte erwerben. Damit endete ein intensiver Tag mit Enrico. 

Gewächshaus der Arruda Ananasplantage

Am nächsten Morgen musste ich meinen Mietwagen abgeben. Bedingt durch eine kurzfristige Flugplanänderung hatte ich dann unverhofft einen Extra Tag Zeit. Diesen verbrachte ich am Vormittag in São Roque. Vom schwarzen Sandstrand Praia das Milicias lief ich dann gemächlich in Richtung Ponta Delgada. Mit Halt am Aussichtspunkt Miradouro do Ilhéu de Rosto de Cão und an einem kleinen Park an der Avenida do Mar erreichte ich die Hauptstadt. Dort besuchte ich noch die Markthalle Mercado da Graça, die an meinem Ankunftstag geschlossen hatte. Danach gönnte ich mir noch ein Abendessen, bevor ich im von meiner Fluggesellschaft gestellten Hotel eincheckte. 

Aussichtspunkt Miradouro do Ilhéu de Rosto de Cão

Nach einer abschließenden Nacht in Ponta Delgada ging es dann am nächsten Morgen zurück zum Flughafen, von wo aus ich schließlich meine Heimreise antrat. 

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