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Samstag, 22. Juni 2019

Einblick in die Autonome Republik Nachitschewan

Obwohl ich ein Geographie-Nerd bin, gebe ich gerne zu, dass ich bis vor dieser Reise keine Ahnung hatte, dass Nachitschewan (oder auch Naxçıvan bzw. Nakhchivan) überhaupt existiert. Erst bei meiner Recherche zu Aserbaidschan bin ich auf die Exklave Nachitschewan aufmerksam geworden. Das Gebiet ist geografisch vom Rest von Aserbaidschan durch das Nachbarland Armenien getrennt, mit dem es sich technisch noch im Krieg befindet. Da die Grenze zu Armenien geschlossen ist, ist der einzige praktikable Weg um nach Nachitschewan zu kommen ein Flug von Baku oder Istanbul. Ich wählte letztere Variante. Überlandrouten sind theoretisch via Iran oder der Türkei möglich, waren jedoch für mich zu aufwändig.

Landeanflug auf Nachitschewan
Die Einreise erledigte schließlich über den Internationalen Flughafen vor den Toren von Nakhchivan City. Mein vorab organisiertes E-Visum wurde von den Grenzbeamten anstandslos akzeptiert. Nach kurzer Taxifahrt erreichte ich das Stadtzentrum der überschaubaren Hauptstadt mit ihren ca. 85.000 Einwohnern. An meinem ersten Tag erkundete ich Nakhchivan City zu Fuß. Die Straßen sind hier breiter als nötig, als erwarte man einen großen Stau, der einfach nicht kommt. Auch fiel mir die große Sauberkeit bereits nach wenigen Metern auf.

Hauptstraße in Nakhchivan City
Straßenzug in Nakhchivan City
Park mit Uhrenturm
Ehrentafel für den 2003 verstorbenen Staatsgründer Heydar Aliyev
Auf meinem Rundgang durch die Stadt besichtigte ich zunächst das südlich vom Zentrum gelegene Noah Mausoleum. Hierbei handelt es sich um das Grabmal des Propheten Noah, dem nach biblischer Überlieferung Erbauer der Arche. Die Arche soll dabei am nahegelegenen Berg Ararat angelandet sein. Dieser Überlieferung verdankt Nachitschewan auch seinen Namen. Aus dem Armenischen wörtlich Übersetzt bedeutet dies "Ort der Landung", in Bezug auf Noah´s Arche. Im zugänglichen Bereich des Mausoleums sind auch ein paar Fossile ausgestellt, die in näherer Umgebung gefunden wurden und belegen sollen das auf dem Gebiet früher einmal Wasser vorhanden war. Direkt neben dem Mausoleum befindet sich die Burg Yezidabad, die mir auch einen Besuch wert war. Von der Verteidigungsmauer erhält man einen tollen Blick auf die Stadt und das angrenzende Iran.

Noah´s Mausoleum
Zugang zum Mausoleum und Yezidabad Burg
Innenhof der Yezidabad Burg
Ausblick auf die Stadt
Das bedeutendste Mausoleum der Region wurde zu Ehren von Momine Khatun errichtet.  Das Gebäude wurde im 12. Jahrhundert vom Baumeister Adschemi ibn Abubekr erbaut und gilt als dessen bedeutendstes Bauwerk. Es befand sich zeitweise auf der Vorschlagsliste zum Weltkulturerbe. Nur ein paar Straßenzüge weiter fand ich den lokalen Markt auf dem ich mich für wenig Geld zu Mittag stärkte.

Momine Khatun Mausoleum
Markt in Nachitschewan
Am Nachmittag besichtigte ich noch zwei Museen. Zunächst das Heydar Aliyev Museum, zu Ehren des Staatsgründers von Aserbaidschan, Heydar Aliyev der in Nachitschewan geboren wurde. Die Ausstellung zeigt persönliche Gegenstände und Bilder von Heydar Aliyev und dokumentiert sein politisches Leben. Als ausländischer Besucher bekommt man dort eine private Führung in Englisch. Danach schaute ich mich noch im Naturhistorischen Museum von Nachitschewan um. Dies zeigt vor allem Ausgrabungsgegenstände aus dem heutigen Staatsgebiet.

Heydar Aliyev Museum
Ausstellungsfläche des Heydar Aliyev Museum
Wandteppich zu Ehren von Heydar Aliyev
Zugang zum Naturhistorischen Museum
Für den zweiten Tag in Nachitschewan besorgte ich mir über mein Hotel einen Fahrer. Mein Fahrer Ruslan holte mich nach dem Frühstück ab und brachte mich nach rund einer dreiviertel Stunde Fahrt zum wahrscheinlichen Highlight von Nachitschewan. Die Festung von Alinja stammt aus dem 14. Jahrhundert und wurde zur Verteidigung der gleichnamigen Stadt errichtet. Um zur Anlage zu kommen müssen rund 1.600 Steintreppen überwunden werden. Vom kleinen Parkplatz aus ist die Festung in mitten zweier Berge kaum zu erkennen. Eine dreiviertel Stunde später sah das dann anders aus. Ich hatte den schweißtreibenden Anstieg geschafft und konnte mich über die Ähnlichkeit zur peruanischen Inkastätte Machu Picchu erfreuen. Weshalb Alinja auch gerne als das Machu Piccu von Aserbaidschan betitelt wird. Ein paar Stufen weiter oben erhält man dann zusätzlich noch einen tollen Ausblick auf Alinja und die beeindruckende Umgebung. Hierbei sticht vor allem Ilhan Dağ hervor, der Berg der Schlangen. So wird der markante Berg nach einer Heldensaga genannt.

Steintreppen auf dem Weg zur Festung von Alinja
Alinja Festung mit Ähnlichkeit an Machu Picchu
Blick auf die Umgebung
Ilhan Dağ (Berg der Schlangen)
Nachdem ich die 1.600 Stufen wieder hinter gestiegen war, wartete Ruslan entspannt im Wagen auf mich. Er fuhr mich zu den Ashabi-Kahf Caves. In mitten einer Schlucht finden sich drei größere Höhlen. In einer davon wurde eine kleine Moschee gebaut die sogar im Koran Erwähnung findet und den Ort zu einem wichtigen islamischen Wallfahrtsort macht.

Auf der Fahrt zu den Ashabi-Kahf Caves
Zugang zu den Ashabi-Kahf Caves
Moschee in mitten der Schlucht
Blick auf die Moschee vom inneren der Höhle
Nach einer kleinen Teepause am Ausgang der Höhlen, fuhren wir weiter zu letzten Sehenswürdigkeit die ich mir für diesen Tag notiert hatte. In Duzdag besichtigte ich zusammen mit meinem Fahrer Ruslan das stillgelegte Salzbergwerk. Bereits zu Zeiten der Sowjetunion wurde der Stollen zu einem Sanatorium für Personen mit Atembeschwerden umgebaut. Noch heute finden hier bis zu 300 Personen Platz und verbringen hier bis zu einem Monat um ihre Beschwerden zu linden. Mir blieb jedoch nicht die Zeit um hier ein Mittagsschlaf zu halten. Ruslan hatte noch private Termine und deshalb ging es nach einer halben Stunde schon wieder zurück nach Nakhchivan City.

Eingang zum Duzdag Salzbergwerk
Sanatorium Duzdag
Landschaft außerhalb von Duzdag
Nach einer weiteren Nacht in einem von nur zwei online buchbaren Hotels in Nachitschewan begab ich mich nach dem Frühstück wieder zum Flughafen. Ich hatte eine der vier täglichen Flugverbindungen in die aserbaidschanische Hauptstadt Baku gebucht, die Nachitschewan mit dem Rest des Landes verbindet. Damit sich jeder Bürger dies leisten kann, wird die Flugverbindung von Azerbaijan Airlines vom Staat subventioniert. So zahlen Einheimische 50 Manat und Touristen 70 Manat (ca. 35 Euro) für rund eine Stunde Flug.

Mein Hotel in Nachitschewan
Ausblick beim Frühstück
So verließ ich einen einzigartig schönen wie skurrilen Ort auf Grund seine Isolation und politischen Lage, den ich von nun an jederzeit auf der Weltkarte wieder finde.

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