Nach meinen positiven Jakobspilgerweg Erfahrungen auf dem Camino Primitivo und dem Camino Portugues, wollte ich nun auch mal einen Camino (spanisch für Weg) in Deutschland ausprobieren. Ich entschied mich nach etwas Recherche für den Mosel-Camino. Dieser ist seit 2008 als Teil des Jakobspilgerwegs nach Santiago de Compostela von Koblenz-Stolzenfels bis zur Benediktinerabtei St. Matthias in Trier auf einer überaus abwechslungsreichen Strecke durchgehend markiert. Das aus Spanien bereits bekannte Symbol, die gelbe Jakobsmuschel auf blauem Grund, sowie gelbe Pfeile leiten den Pilger und Wanderer auf rund 157 km zur letzten Ruhestätte des Apostels Matthias, dem einzigen Apostelgrab nördlich der Alpen.
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Wegweiser auf dem Mosel-Camino |
Dabei reiste ich zunächst mit der Bahn nach Koblenz an. Mein erster Halt in der mit 114.000 Einwohner drittgrößten Stadt (nach Mainz und Ludwigshafen) des Landes Rheinland-Pfalz war der nördliche Regio Bahnhof Koblenz-Lützel. Denn von dort waren es nur noch wenige Minuten zu Fuß zum DB Museum Koblenz. Einem von drei Eisenbahnmuseen der Deutschen Bahn. Im Gegensatz zum Geschichtsorientierten DB Museum in Nürnberg, legt das Pendent in Koblenz seinen Schwerpunkt eindeutig auf die vielen restaurierten historischen Züge. Diese stehen in einem ehemaligem Reparaturlager aus und können teilweise von den Besuchern auch im Inneren besichtigt werden.
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DB Museum Koblenz |
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Triebwagen vor einer Drehscheibe |
Nach diesem munteren Beginn lief ich in Richtung Altstadt von Koblenz und überquerte auf der steinernen Balduinbrücke erstmalig auf diesem Trip die Mosel. Diese mündet nur wenige Meter weiter in den Rhein. Dies geschieht am berühmten Deutschen Eck, einer Landzunge an der Mündungsstelle. Hier wurde 1897 ein monumentales Reiterstandbild Kaiser Wilhelms I. errichtet. Heute finden sich außerdem symbolkräftig Flaggenmasten aller 16 Bundesländer. Von dem begehbaren Monument erhält man einen schönen Ausblick auf den Zusammenschluss der beiden Flüsse.
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Blick von der Balduinbrücke |
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Reiterstandbild Kaiser Wilhelms I. am Deutschen Eck |
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Deutsches Eck Koblenz - Zusammenschluss von Mosel und Rhein |
Nach einer Stärkung im angrenzenden Biergarten nahm ich die Seilbahn von Koblenz über den Rhein zum höhergelegenen Stadtteil Ehrenbreitstein. Dort befinden sich die gleichnamige Festung und ein Park mit Aussichtsplattform. Ich unternahm einen Spaziergang durch den Festungspark und genoss die Aussicht von der Koblenzer Kanten Plattform mit Rhein-Mosel-Blick.
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Seilbahnfahrt über den Rhein |
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Seilbahn Koblenz |
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Koblenzer Kanten Plattform |
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Ausblick auf den Rhein |
Anschließend fuhr ich mit der Seilbahn zurück und setzte meinen Weg durch Koblenz fort. Ich lief entlang des Rheinufers, vorbei am Kurfürstlichen Schloss Koblenz aus dem 18. Jahrhundert bis zum südlichen Stadtteil Oberwerth, um dort ins Stadion Oberwerth zu gelangen. Dort schaute ich mir ein Fußballspiel der Regionalliga Südwest zwischen dem TuS Koblenz und dem VfR Aalen an. Vor 1.487 Zuschauern gewann das Gast aus Aalen mit 2:1. Damit endete für mich mein abwechslungsreicher Tag in Koblenz.
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Rheinufer Koblenz mit Blick auf Festung Ehrenbreitstein |
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Kurfürstliches Schloss Koblenz |
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Stadion Oberwerth |
Am nächsten Morgen nahm ich dann den Linienbus zum Ausgangspunkt des Mosel-Camino im Stadtteil Stolzenfels am Fuße des gleichnamigen Schlosses. Wie zuvor bei meinen vorherigen Caminos schildere ich auch dieses Mal ein paar Fakten, Highlights und Erlebnisse zu den einzelnen Etappen, die ich für mich auf 7 Wandertage aufgeteilt habe. Die Kilometerangaben entsprechen der Aufzeichnung meiner verwendeten Wander-App Komoot.
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Startpunkt des Mosel-Camino |
Etappe 1: Koblenz-Stolzenfels – Alken (17,5 km)
Die erste Etappe begann mit dem rund 750 m langen Aufstieg hinauf zum Schloss Stolzenfels. Die Burg stammt ursprünglich aus dem 13. Jahrhundert, bevor sie König Friedrich Wilhelm IV., zwischen 1826 und 1842 im neugotischen Stil wiederaufbauen ließ. An der Schlosskasse erhält man bei Bedarf den ersten Stempel in seinen Pilgerausweis. Zusammen mit Sylvia aus Schriesheim, die mich auf dieser ersten Etappe begleitete, schaute ich mir die Burg anschließend an, tolle Ausblicke auf den Mittelrhein inklusive.
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Aufstieg hinauf zum Schloss Stolzenfels |
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Burg mit Aussicht auf den Rhein |
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Innenhof von Schloss Stolzenfels |
Im Anschluss an die Schlossbesichtigung ging es noch etwas weiter den Berg hinauf. Dabei führt der Weg durch einen dichten Wald, bevor nach etwas mehr als 6 km der erste Ort Waldesch gestreift wird. Hinter Waldesch verläuft der Weg entlang Wiesen und Äcker und erreicht mit dem 426 m hohen Bruder-Tönnes-Hügel, den höchsten Punkt der Etappe. Kurios wird es wenige Kilometer später. Zunächst überquert man die Bundesautobahn A61 um dann an der Autobahn-Raststätte Mosel-West vorbeizulaufen. Diese diente uns als Pausenstopp.
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Mosel-Camino durch den Wald |
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Ausblick auf die A61 |
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Stärkung an der Autobahn-Raststätte Mosel-West |
Ab der Raststätte sind es noch weitere 6 km bis nach Alken. Erst ein Wald, danach Wiesen und zum Abschluss nach der Wallfahrtskirche auf dem Bleidenberg durch die Weinberge hinab nach Alken, direkt an der Mosel. Dort bezog ich die private Pilgerherberge der Familie Eppelsheimer.
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Den Bleidenberg hinab nach Alken |
Etappe 2: Alken – Kloster Maria Engelport (29,2 km)
Die zweite Etappe ab Alken startet entspannter. Man verlässt den 650 Einwohner Ort an der Untermosel entlang des Flusslaufes. Hier bekommt man die Mosel, mit ihren 544 km Fließstrecke zweitlängsten Nebenfluss des Rheins, erstmals hautnah zu sehen. Über die Moselbrücke Löf-Alken überquert man die Mosel erstmals auf dem Camino. Nach etwa 6,5 km flacher Strecke, steigt der Weg hinter dem Ort Hatzenport in Richtung Lasserg steil an. Dabei erhält man großartige Aussichtsmöglichkeiten auf die Mosel.
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Pfad entlang der Bahnstrecke Löf-Hatzenport |
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Bemaltes Haus in Hatzenport |
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Lasserger Küppchen |
Bei etwa der Hälfte der Strecke erreicht man ein Highlight des Camino. Der Pilgerweg verläuft vorbei an der Burg Eltz. Einer vollständig erhaltenen Höhenburg aus dem 12. Jahrhundert. Seit mehr als 800 Jahren ist das Bauwerk im Besitz der Adelsfamilie Eltz. Um den Erhalt der Burg zu finanzieren, zahlt man dort als Besucher ebenfalls Eintritt. Bekommt dafür dann auch eine 45-minütige Führung durch mehrere Räumlichkeiten der Burg. Nach der Führung und der Besichtigung der Schatzkammer, genehmigte ich mir noch eine Stärkung im Burg-Bistro, bevor ich die Etappe fortsetzte.
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Burg Eltz |
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Küche in der Burg Eltz |
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Burg Eltz |
Es folgt der zweite Anstieg des Tages durch einen Wald, begleitet von Skulpturen, die den Kreuzweg Jesu darstellen. Danach erreicht der Weg eine Anhöhe über der Mosel und führt entlang des Buchsbaumpfad hinab in den Weinort Treis-Karden. Bei der 8-Etappen-Variante endet der Tag normalerweise im Ortsteil Karden. Doch bei der von mir vorab gewählten 7-Etappen-Variante stand an diesem Tag die erneute Moselquerung und ein dritter Anstieg an.
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Eine der Skulpturen des Kreuzweg Jesu |
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Ausblick auf Treis-Karden |
Zu meinem Tagesetappenziel dem Kloster Maria Engelport sind es ab Treis-Karden noch rund 8 km. Da aber zum Zeitpunkt meiner Wanderung der Weg wegen Baumaßnahmen gesperrt war, musste ich einen rund 2 km langen Umweg entlang einer Kreisstraße nehmen. Aber rechtzeitig vor der Schließung um 18 Uhr erreichte ich das Kloster am Rande des Hunsrücks im Flaumbachtal. Seit 2014 bewohnen die Anbetungsschwestern des königlichen Herzens Jesu Christi das Kloster Maria Engelport. Der Gastmeister empfängt Pilger und Gäste für eine oder mehrere Nächte. Ich wurde im angrenzenden Pilgerhaus untergebracht. Nach meiner Ankunft schaute ich mich in Ruhe auf dem Gelände um, bevor für alle Übernachtungsgeste ab 19 Uhr ein einfaches Abendessen serviert wurde.
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Kloster Maria Engelport |
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Kirche des Klosters |
Etappe 3: Kloster Maria Engelport – Bullay (19,0 km)
Hinter dem Kloster verläuft der Jakobsweg weiter und führt gleich weitere 2,5 km durch den Wald den Hügel hinauf. Danach folgen 3 km hinab an die Mosel mit tollen Ausblicken auf den Fluss und den nächsten Ort Beilstein. Dabei stechen vor allem die ehemalige Klosterkirche St. Josef und die Ruine der Burg Metternich hervor.
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Jakobsweg nach Beilstein |
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Ausblick auf Beilstein an der Mosel mit Klosterkirche St. Josef |
Der Pilgerweg verläuft dann durch den beschaulichen Weinort und anschließend hinauf zur Burg Metternich, die ich mir dann genauer anschaute. Die Ruine besitzt einen begehbaren 25 m hohen Turm mit Panoramablick auf die Weinberge im Moseltal.
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Ruine der Burg Metternich |
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Ausblick vom Turm auf Beilstein und die Mosel |
Ab der Burg geht es wieder steil ansteigend weiter. Zunächst entlang einer Kreisstraße und dann auf Feldwegen über eine Anhöhe. Wie eine Oase wirkt dabei der kleine Rastplatz „Bienenleistungen“. Von Bänken aus kann man Bienen bei der Arbeit beobachten und Infotafeln informieren über die Arbeit der Bienen zum Nutzen von Mensch und Natur. Die finalen 5 km meiner dritten Etappe führen dann leicht abfallend durch einen Wald bis hin zum Etappenort Bullay der auf dem letzten Kilometer durchschritten wird. Nach meiner Ankunft schaute ich mich noch etwas im 1.600 Einwohner Ort um.
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Rastplatz „Bienenleistungen“ |
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Kapelle Lindenhäuschen |
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Mosel bei Bullay |
Bis dahin kann ich bestätigen, dass der Schwierigkeitsgrad des Mosel-Camino insgesamt fordernd, aber nicht überfordernd ist. Die weiteren Etappen folgen in Teil 2.
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