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Dienstag, 5. April 2016

Sperrzone von Chernobyl

Am dritten Tag meiner Städtereise nach Kiew unternahm ich zusammen mit Dirk von Reise-deinen-Traum einen Ausflug in die Sperrzone von Chernobyl (Tschernobyl) nachdem wir zuvor bereits das Chernobyl Museum besucht hatten. Im Gegensatz zum Museum muss man sich für eine Tour nach Prypjat, der eigentlichen Geisterstadt, vorab anmelden. Um in die Sperrzone zu kommen, bucht man eine Tour bei einem lizenzierten und erfahrenen Anbieter. Für die Buchung und die Genehmigung wird ein gültiger Reisepass benötigt.

Ortsschild Chernobyl
Von Kiew aus benötigt man für die 140 km rund 2 Stunden bis zum ersten Checkpoint an der 30 km Sperrgrenze. Nach kurzer Passkontrolle fährt man weiter in Richtung Chernobyl, wo in einigen Häusern noch heute rund 500 Menschen leben, die in diesem Gebiet arbeiten. Dabei handelt es sich vorallem um Kraftwerkmitarbeiter und Bauarbeiter für den neuen "Sarkophag". Die Arbeiter wechseln dabei alle 14 Tage. Außerdem findet man in Chernobyl Stadt eine Gedenkstätte, die an die Nuklearkatastrophe vom 26. April 1986 erinnert. So finden sich dort alle Ortsschilder der betroffenen 96 Gemeinden auf ukrainischer und weißrussischer Seite.

Gedenkstätte in Chernobyl
Im Anschluss daran kommt man zum ersten verlassenen Gebäude das besichtigt werden kann. Dabei handelt es sich um das Gebäude eines ehemaligen Kindergartens. Dort ausgestiegen schlug der vom Anbieter zur Verfügung gestellte Geigerzähler oder auch Dosimeter genannt, erstmals Alarm. Bei diesem Kindergarten handelt es sich um einen der sogenannten "Hotspots" mit erhöter Verstahlung. Der Strahlungsforscher Sergii Mirnyi sagte einmal "In die Sperrzone zu gehen ohne Geigerzähler ist wie auf eine normale Tour mit verbundenen Augen zu gehen".


Hinweiß auf den ersten "Hotspot"
Innenaufnahme aus dem ehemaligen Kindergarten
Darum hielten wir uns beim Kindergarten nur kurz auf. Insgesamt ist das Strahlungsrisiko sehr überschaubar, wenn man sich an die erfahrenen Guides hält, die sämtliche Hotspots kennen. Der zweite sehenswerte Hotspot war der Unglücksreaktor. Dieser befindet sich nach einem weiteren Checkpoint in der 10 km Sperrzone. Aus etwa 100 m Entfernung kann man Block Nr. 4 mit Sarkophag begutachten. Direkt neben dem Kraftwerksgebäude wir eine neue Schutzhülle gebaut, die bis 2017 über die bisherige angebracht wird.

Kernkraftwerk Chernobyl - Reaktor Nr. 4 mit Sarkophag
Erhöhnte Messwerte nur 100 m vom Reaktor entfernt
New Safe Confinement (kurz NSC)
Im Anschluss folgte die ungewöhnlichste Stadtführung die ich bisher erlebt hatte. Wir besichtigten Prypjat (ehemals 49.000 Einwohner, heute 0 Einwohner). In der Geisterstadt befinden sich heute 149 leerstehende Gebäude, die nach und nach verfallen. Hier sieht man wie sich die Natur nach 30 Jahren  immer mehr "zurück holt".

Gebäude in Prypjat
"Ausblick" in Prypjat
Verfallener Gang
Verfallenes Gebäude
Wir besichtigten u.a. ein Hotel, eine Sporthalle, eine Schule und ein Schwimmbad, sowie den nie in Betrieb gegangenen Vergnügungspark.

Gasmaske
Schwimmbad
Riesenrad
Dekontaminationsschleuse
Nach einem Mittagessen in der Kraftwerkskantine, die sämtliche Lebensmittel aus Kiew importiert, verließen wir Prypjat und fuhren zur letzten kuriosen Hinterlassenschaft, dem Radar Duga-1. Einer Radaranlage die zu Störungszwecken im Kalten Krieg errichtet wurde.

Radar Duga-1
Stahlstruktur
Normaler Strahlenwert innerhalb der 10 km Zone
Danach verließen wir zuerst die 10 km und danach die 30 km Sperrzone, jedoch nicht ohne vorher jeweils durch eine Dekontaminationsschleuse zu gehen. Auf der Rückfahrt begutachteten wir das Ergebnis auf unseren Geigerzählern. Mit 0,002 mSV (Millisievert) betrug meine Strahlenbelastung an einem Tag Chernobyl gerade einmal halb so viel, wie auf meinem 2:15 Stunden Rückflug von Kiew nach Frankfurt.

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