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Mittwoch, 26. Juni 2019

Baku rund um das Europa League Finale 2019

Die aserbaidschanische Hauptstadt Baku am Kaspischen Meer, war neben Nachitschewan der zweite Ausgangspunkt in Aserbaidschan auf meiner Kaukasus Rundreise. Der Höhepunkt während meinen 3,5 Tagen in Baku sollte das Europa League Finale 2019 sein. Bereits bei meiner Ankunft am Flughafen hießen mehrere Großflächige Plakate die Finalbesucher willkommen. Auf der Fahrt mit dem Flughafenshuttle ins Zentrum folgten zahlreiche weitere Plakate entlang der Fahrstrecke, die auf das erste Fußballgroßereignis auf aserbaidschanischem Boden hinwiesen. Bereits bei meinem ersten kurzen Rundgang durch das Zentrum von Baku stoß ich auf die eingerichtete Fanzone auf der Promenade am Kaspischen Meer. Dort bot man den Besuchern zahlreiche Aktivitäten zum Thema Fußball an. Neben Torwandschießen, Kleinfeldturnier und XXL-Tischkicker, war auch die 15 Kilogramm schwere Trophäe ausgestellt.

Baku am Kaspischen Meer
Fanzone zum Europa League Finale 2019
Im Anschluss an man Stippvisite auf der Fanzone, nahm ich an der nachmittäglichen Free Walking Tour von Gani teil. Beginnend am Fountains Square führte uns Guide Gani in rund 2,5 Stunden durch Downtown von Baku. Vorbei an der Fußgängerzone die mit all ihren Shops in jeder europäischen Großstadt sein könnte, über das aufblühende Barviertel, dem alten Molokanen Park, bis hin zur alten Stadtmauer, war es eine gelungene Tour, die in einem gemütlichen Café bei einer inkludierten Tasse Tee ausklang. Auf dieser Tour lernte ich u.a. den Inder Taha kennen, der nur für das Europa League Finale aus Australien nach Baku gereist ist.

Fußgängerzone Baku
Typische Straße im Barviertel
Brunnen im Molokanen Park zur Erinnerung an die Gemeinschaft der Molokanen
Am nächsten Morgen trafen Taha und ich uns zur zweiten angebotenen Free Walking Tour durch und entlang der historischen Altstadt wieder. Auch hier begann die 2,5 stündige Tour am Fountains Square. Die Altstadt von Baku gehört teilweise zum UNESCO Weltkulturerbe. Alle Gebäude die nicht auf der UNESCO Liste stehen werden derzeit leider größtenteils Kernsaniert, weshalb die Altstadt zum Zeitpunkt der Reise viele Baustellen aufgewiesen hat. Neben Paläste, Moscheen und Festungsbauten schauten wir auf dem Rundgang auch im kostenfreien Baku Museum of Miniature Books, dem einzigen Museum für Miniaturbücher in der Welt vorbei. Miniaturbücher haben im Gebiet des heutigen Aserbaidschan eine große Tradition. Die Sammlung von Zarifa Salahova umfasst über 6.500 Bücher aus 64 verschiedenen Ländern und sichert ihr ein Platz im Guinness-Buch der Rekorde. Auch die Tour durch die Altstadt endete im gemütlichen Café vom Tag zuvor.

Gebäude mit Statuen zu wichtigen Persönlichkeiten aus Aserbaidschan
Deutschsprachige Miniaturbücher
Philharmonie Brunnen vor der Stadtmauer
Blick von der Altstadt, auf die flammenden Türme
Nach der Tour erkundete ich mit Taha weitere Sehenswürdigkeiten von Baku. Darunter das sogenannte Mini-Venice, einer Nachbildung der Kanäle von Venedig, die mit einer kleinen Motor-Gondel befahren werden können. Nur unweit davon befindet sich das Imposante Gebäude des Teppich-Museums, das von außen wie ein zusammenrollender Teppich aussieht. Die Ausstellung an sich war dafür dann weniger Spektakulär.

Brücke und Kanal von Mini-Venice
Teppich-Museum in Form eines Teppich
Neben dem Teppich Museum befindet sich die Talstation der Baku Standseilbahn. Mit Hilfe der Seilbahn sparten Taha und ich einen schweißtreibenden Aufstieg zum Upland Park mit Panorama Ausblick auf Baku und das Kaspische Meer. Anschließend liefen wir noch in Richtung Fernsehturm da wir hofften diesen begehen zu können. Dies ist jedoch in Baku nicht möglich. Dafür fanden wir unverhofft eine Ölförderanlage in einem Hinterhof. Der Rohölförderung verdankt Aserbaidschan seinen steigenden Reichtum. Die großen Fördergebiete befinden sich allerdings weit außerhalb der Stadt, weshalb dieser Turm schon eine Rarität darstellt.

Blick auf die Promenade von Baku
Blick auf die Promenade von Baku
Ölförderanlage in einem Hinterhof
Fernsehturm Baku
Wenig später liefen wir zurück ins Zentrum wo wir von den Feierlichkeiten zum Nationalfeiertag am 28. Mai überrascht wurden. Doch nicht nur die Einheimischen feierten an diesem Tag. Nachdem Abendessen in einem Bakuer Kellerlokal gesellten wir uns zu ein paar Arsenal Fans vor der Fankneipe Red Lion. Die Vorfreude auf das Finale nahm zu.

Während dem Nationalfeiertag von Aserbaidschan
Vorfreunde am Vorabend vor der Fankneipe Red Lion
Am nächsten Tag war dann das große Spiel. Bevor ich mich am Abend erneut mit Taha verabredet hatte, besichtigte ich noch eines der spektakulärsten Gebäude von Baku. Das Heydar Aliyev Center, benannt nach dem ehemaligen Präsidenten und Staatsgründer, ist ein Kulturzentrum der irakisch-britischen Architektin Zaha Hadid. Das Gebäude steht oberhalb eines terrassierten Parks mit einer Grundstücksgröße von 111.292 m² im Heydar-Aliyev-Prospekt. Die Außenhülle besticht durch die fließenden weißen Platten, welche das Gebäude umhüllt. Im Inneren besichtigte ich dabei das Nationalmuseum, welches mehr als die Hälfte der Nutzungsfläche ausmacht.

Heydar Aliyev Center von außen
Fließende weiße Platten
Blick nach draußen
Geschwungene Architektur
Im Anschluss verweilte ich noch ein wenig im angrenzenden Park, bevor ich mich für das Finalspiel fertigmachte. Zur Einstimmung auf das Finale traf ich mich mit Taha, sowie seinem besten Kumpel und Bruder, welche ebenfalls für das Finale angereist sind. Wir trafen uns im Paulaner Brauhaus Baku. Die Gaststätte im typisch bayrischen Stil, wurde vorab als Treffpunkt für Arsenal Fans ausgemacht. Da meine neuen indischen Freunde allesamt langjährige Arsenal Fans waren, war das der ideale Ort zur zum vor feiern. Am frühen Abend fuhren wir dann in Richtung des knapp 70.000 Zuschauer fassende Baku Olympic Stadium. Hier wurde vor 51.370 Zuschauern um 23 Uhr Ortszeit das Europa League Finale 2019 zwischen dem FC Chelsea London und FC Arsenal London angepfiffen. Das erste Stadtduell in einem solchen Endspiel endete mit 4:1 für den klar besseren FC Chelsea. Auf Grund der großen Entfernung nach London waren leider nur vergleichsweise wenige Englische Fußballfans vor Ort und die Stimmung für ein Finale entsprechend verhalten. Doch dafür waren wohl nie zu vor so viele Fans aus dem asiatischen und arabischen Raum anwesend.

Einstimmen auf das Finale im Paulaner Brauhaus Baku
Mit Indischen Arsenal Fans vor dem Stadion
Außenansicht des Baku Olympic Stadium
Europa League Finale 2019 zwischen Chelsea und Arsenal
Nach der Siegerehrung traf ich mich mit meinen drei Indern außerhalb des Stadions wieder, da wir alle unterschiedliche Sitzplätze hatten. Leider dauerte die Rückfahrt mit der Metro etwas länger als erwartet. Die Sicherheitskräfte ließen die Fans nur Grüppchenweise in Richtung Metro und Busstation vor. So erreichten wir das Stadtzentrum erst nach 3 Uhr. Nach einem Absacker in einem Biergarten, nahm der Abend nach 4 Uhr ein Ende.

Blick auf die Siegerehrung
Entsprechend spät startete ich in meinen letzten Tag in Baku. Ich verbrachte den Tag entlang der Promenade am Kaspischen Meer. Ich lief vom Zentrum bis zum südlichen Ende bei der Konzerthalle Baku Crystal Hall und wieder zurück. Zu einem frühen Abendessen traf ich nochmals Taha und seine Begleiter wieder. Anschließend fuhr ich per Taxi zum Bahnhof. Per Nachtzug trat ich die Weiterreise ins westliche Nachbarland Georgien an.

Kunstwerk entlang der Promenade
Riesenrad "Baku Eye"
Baku Crystal Hall
Nachtzug von Baku nach Tiflis
Samstag, 22. Juni 2019

Einblick in die Autonome Republik Nachitschewan

Obwohl ich ein Geographie-Nerd bin, gebe ich gerne zu, dass ich bis vor dieser Reise keine Ahnung hatte, dass Nachitschewan (oder auch Naxçıvan bzw. Nakhchivan) überhaupt existiert. Erst bei meiner Recherche zu Aserbaidschan bin ich auf die Exklave Nachitschewan aufmerksam geworden. Das Gebiet ist geografisch vom Rest von Aserbaidschan durch das Nachbarland Armenien getrennt, mit dem es sich technisch noch im Krieg befindet. Da die Grenze zu Armenien geschlossen ist, ist der einzige praktikable Weg um nach Nachitschewan zu kommen ein Flug von Baku oder Istanbul. Ich wählte letztere Variante. Überlandrouten sind theoretisch via Iran oder der Türkei möglich, waren jedoch für mich zu aufwändig.

Landeanflug auf Nachitschewan
Die Einreise erledigte schließlich über den Internationalen Flughafen vor den Toren von Nakhchivan City. Mein vorab organisiertes E-Visum wurde von den Grenzbeamten anstandslos akzeptiert. Nach kurzer Taxifahrt erreichte ich das Stadtzentrum der überschaubaren Hauptstadt mit ihren ca. 85.000 Einwohnern. An meinem ersten Tag erkundete ich Nakhchivan City zu Fuß. Die Straßen sind hier breiter als nötig, als erwarte man einen großen Stau, der einfach nicht kommt. Auch fiel mir die große Sauberkeit bereits nach wenigen Metern auf.

Hauptstraße in Nakhchivan City
Straßenzug in Nakhchivan City
Park mit Uhrenturm
Ehrentafel für den 2003 verstorbenen Staatsgründer Heydar Aliyev
Auf meinem Rundgang durch die Stadt besichtigte ich zunächst das südlich vom Zentrum gelegene Noah Mausoleum. Hierbei handelt es sich um das Grabmal des Propheten Noah, dem nach biblischer Überlieferung Erbauer der Arche. Die Arche soll dabei am nahegelegenen Berg Ararat angelandet sein. Dieser Überlieferung verdankt Nachitschewan auch seinen Namen. Aus dem Armenischen wörtlich Übersetzt bedeutet dies "Ort der Landung", in Bezug auf Noah´s Arche. Im zugänglichen Bereich des Mausoleums sind auch ein paar Fossile ausgestellt, die in näherer Umgebung gefunden wurden und belegen sollen das auf dem Gebiet früher einmal Wasser vorhanden war. Direkt neben dem Mausoleum befindet sich die Burg Yezidabad, die mir auch einen Besuch wert war. Von der Verteidigungsmauer erhält man einen tollen Blick auf die Stadt und das angrenzende Iran.

Noah´s Mausoleum
Zugang zum Mausoleum und Yezidabad Burg
Innenhof der Yezidabad Burg
Ausblick auf die Stadt
Das bedeutendste Mausoleum der Region wurde zu Ehren von Momine Khatun errichtet.  Das Gebäude wurde im 12. Jahrhundert vom Baumeister Adschemi ibn Abubekr erbaut und gilt als dessen bedeutendstes Bauwerk. Es befand sich zeitweise auf der Vorschlagsliste zum Weltkulturerbe. Nur ein paar Straßenzüge weiter fand ich den lokalen Markt auf dem ich mich für wenig Geld zu Mittag stärkte.

Momine Khatun Mausoleum
Markt in Nachitschewan
Am Nachmittag besichtigte ich noch zwei Museen. Zunächst das Heydar Aliyev Museum, zu Ehren des Staatsgründers von Aserbaidschan, Heydar Aliyev der in Nachitschewan geboren wurde. Die Ausstellung zeigt persönliche Gegenstände und Bilder von Heydar Aliyev und dokumentiert sein politisches Leben. Als ausländischer Besucher bekommt man dort eine private Führung in Englisch. Danach schaute ich mich noch im Naturhistorischen Museum von Nachitschewan um. Dies zeigt vor allem Ausgrabungsgegenstände aus dem heutigen Staatsgebiet.

Heydar Aliyev Museum
Ausstellungsfläche des Heydar Aliyev Museum
Wandteppich zu Ehren von Heydar Aliyev
Zugang zum Naturhistorischen Museum
Für den zweiten Tag in Nachitschewan besorgte ich mir über mein Hotel einen Fahrer. Mein Fahrer Ruslan holte mich nach dem Frühstück ab und brachte mich nach rund einer dreiviertel Stunde Fahrt zum wahrscheinlichen Highlight von Nachitschewan. Die Festung von Alinja stammt aus dem 14. Jahrhundert und wurde zur Verteidigung der gleichnamigen Stadt errichtet. Um zur Anlage zu kommen müssen rund 1.600 Steintreppen überwunden werden. Vom kleinen Parkplatz aus ist die Festung in mitten zweier Berge kaum zu erkennen. Eine dreiviertel Stunde später sah das dann anders aus. Ich hatte den schweißtreibenden Anstieg geschafft und konnte mich über die Ähnlichkeit zur peruanischen Inkastätte Machu Picchu erfreuen. Weshalb Alinja auch gerne als das Machu Piccu von Aserbaidschan betitelt wird. Ein paar Stufen weiter oben erhält man dann zusätzlich noch einen tollen Ausblick auf Alinja und die beeindruckende Umgebung. Hierbei sticht vor allem Ilhan Dağ hervor, der Berg der Schlangen. So wird der markante Berg nach einer Heldensaga genannt.

Steintreppen auf dem Weg zur Festung von Alinja
Alinja Festung mit Ähnlichkeit an Machu Picchu
Blick auf die Umgebung
Ilhan Dağ (Berg der Schlangen)
Nachdem ich die 1.600 Stufen wieder hinter gestiegen war, wartete Ruslan entspannt im Wagen auf mich. Er fuhr mich zu den Ashabi-Kahf Caves. In mitten einer Schlucht finden sich drei größere Höhlen. In einer davon wurde eine kleine Moschee gebaut die sogar im Koran Erwähnung findet und den Ort zu einem wichtigen islamischen Wallfahrtsort macht.

Auf der Fahrt zu den Ashabi-Kahf Caves
Zugang zu den Ashabi-Kahf Caves
Moschee in mitten der Schlucht
Blick auf die Moschee vom inneren der Höhle
Nach einer kleinen Teepause am Ausgang der Höhlen, fuhren wir weiter zu letzten Sehenswürdigkeit die ich mir für diesen Tag notiert hatte. In Duzdag besichtigte ich zusammen mit meinem Fahrer Ruslan das stillgelegte Salzbergwerk. Bereits zu Zeiten der Sowjetunion wurde der Stollen zu einem Sanatorium für Personen mit Atembeschwerden umgebaut. Noch heute finden hier bis zu 300 Personen Platz und verbringen hier bis zu einem Monat um ihre Beschwerden zu linden. Mir blieb jedoch nicht die Zeit um hier ein Mittagsschlaf zu halten. Ruslan hatte noch private Termine und deshalb ging es nach einer halben Stunde schon wieder zurück nach Nakhchivan City.

Eingang zum Duzdag Salzbergwerk
Sanatorium Duzdag
Landschaft außerhalb von Duzdag
Nach einer weiteren Nacht in einem von nur zwei online buchbaren Hotels in Nachitschewan begab ich mich nach dem Frühstück wieder zum Flughafen. Ich hatte eine der vier täglichen Flugverbindungen in die aserbaidschanische Hauptstadt Baku gebucht, die Nachitschewan mit dem Rest des Landes verbindet. Damit sich jeder Bürger dies leisten kann, wird die Flugverbindung von Azerbaijan Airlines vom Staat subventioniert. So zahlen Einheimische 50 Manat und Touristen 70 Manat (ca. 35 Euro) für rund eine Stunde Flug.

Mein Hotel in Nachitschewan
Ausblick beim Frühstück
So verließ ich einen einzigartig schönen wie skurrilen Ort auf Grund seine Isolation und politischen Lage, den ich von nun an jederzeit auf der Weltkarte wieder finde.