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Donnerstag, 15. August 2019

Zu Fuß über die Alpen - Teil 1

Zu Fuß über die Alpen, ein lang gehegter Traum vieler Wanderfreunde. Auch für mich stand eine Alpenüberquerung seit meinen Wanderungen durch die Anden im Jahr 2017 auf der Wunschliste. So nahm ich dieses Jahr das Projekt mit drei weiteren Freunden und Bekannten in Angriff. Bepackt mit einem rund 10 Kilogramm schweren Wanderrucksack, ging es innerhalb von acht Tagen vom bayrischen Oberstdorf bis nach Meran in Italien. Grundlage unserer Alpenüberquerung war der Fernwanderweg E5, welcher quer durch Europa von Frankreich bis an die italienische Adria führt. Ein Teilstück des Fernwanderweges E5 verläuft dabei vom Allgäu bis nach Südtirol über die Alpen. Den Ausgangspunkt Oberstdorf erreichte ich mit meinen drei Mitstreitern Beate, Dietmar und Harry mit dem Zug.

Vor dem Start am Bahnhof von Oberstdorf, Harry, ich, Beate und Dietmar
Vom Bahnhof in Oberstdorf wanderten wir über Land- und Waldwege in Richtung Allgäuer Hauptkamm zum ersten Übernachtungsplatz, der Kemptner Hütte auf 1.844 m. Die ersten 2 Stunden auf dem Weg zum Berggasthof Spielmannsau (987 m) nutzten wir zum Warmlaufen. Die meisten Gruppen und Bergschulen beginnen dort ihre Wanderungen und nehmen den Shuttlebus hierhin.

Berggasthof Spielmannsau (987 m)
Auf dem Weg zur Kemptner Hütte
Nach unserer Mittagspause folgten wir der Beschilderung zur Kemptner Hütte. Auf dem Weg dorthin überquerten wir zunächst den Fluss Sperrbach über eine kleine wackelige Brücke. Eine letzte kurze Rast folgte an einem Aussichtspunkt. Von dort aus waren es dann noch knapp 2 km Strecke bis zu Hütte. Leider verdunkelte sich während diesem Abschnitt der Himmel zunehmend, sodass wir während der letzten Stunde des Aufstiegs in ein Gewitter gerieten. Trotz Regenschutz erreichten wir ziemlich nass die Kemptner Hütte. Nachdem wir unsere Wanderklamotten im Trockenraum ausgezogen hatten, nahmen wir unseren ersten Schlafplatz im Matratzenlager in Augenschein. Die Hütte bietet Platz für 290 Wanderer, die zur Hauptreisezeit schnell vergeben sind. Zu den Annehmlichkeiten zählen auch zwei Münzduschen.

Brücke über dem Sperrbach
Ausblick auf die Allgäuer Alpen
Schneefeld auf dem Weg zur Kemptner Hütte
Kemptner Hütte auf 1.844 m
Bei einem herzhaften Abendessen im Hütteneigenen Wirtshaus belohnten wir uns für den ersten kräftezehrenden Anstieg der Tour. Während wir in gemütlicher Runde zu Abend aßen, endete draußen das Gewitter. So blieb mir vor der Bettruhe um 22 Uhr noch Zeit für einen abendlichen Spaziergang.

Belohnung für den ersten überstandenen Aufstieg
Ausblick beim Abendspaziergang
Die zweite Wanderetappe führte uns nach einem frühen Frühstück von der Kemptner Hütte im Morgengrauen zunächst über das Mädelejoch (1.974 m). Rund eine halbe Stunde benötigte ich bis zur natürlichen Grenze zwischen Deutschland und Österreich. Ein stark beklebtes Grenzschild und ein karger Grenzstein weisen auf den Grenzverlauf am Mädelejoch hin.

Kurz vor dem Mädelejoch (1.974 m)
Grenzschild am Mädelejoch
Anschließend begann unser Abstieg ins Lechtal. Vorbei an Latschenwälder und über Wiesen führte uns der Wanderweg bis zum Café Uta. Hier teilt sich der Pfad auf. Der linke Pfad führt einen Hang hinauf zur längsten Fußgänger-Hängebrücke Österreichs. Der rechte Pfad verläuft entlang des Flusses Höhenbach. Wir entschieden uns für den Pfad über die 200 m lange Hängebrücke Holzgau. Sie befindet sich 105 m über der Höhenbachschlucht mit direktem Blick auf Holzgau im Lechtal. Wenig später erreichten wir den Ort, insgesamt 3,5 Stunden nach Verlassen der Kemptner Hütte.

Abstieg hinab ins Lechtal nach Holzgau
Hängebrücke Holzgau
In Holzgau nahmen wir zusammen mit anderen Wanderern den Shuttlebus in Richtung Madau. Am Fuße der Materialseilbahn (ca. 1.450 m) zur Memminger Hütte endete unser halbstündiger Transfer durch das Lechtal. Von hieraus machten wir uns auf zum zweiten Schlafplatz der Wanderung. Bei intensivem Sonnenschein gestartet, erreichten wir nach zwischenzeitlichem Regen, bei aufklarendem Wetter die Memminger Hütte (2.242 m) nach drei Stunden Aufstieg. Am Abend erwartete uns neben einer schnellen Dusche, ein 4-Gänge Menü in der bewirtschafteten Hütte mit 160 Schlafplätzen. 

Blick von der Memminger Hütte zur Seescharte
Nach unserer ersten Nacht auf über 2.000 m, folgte die 3. Etappe unserer Alpenüberquerung. Diese führte uns von der Memminger Hütte (2.242 m) hinunter nach Zams im Inntal (767 m). Doch zunächst erwartete uns ein anstrengender Aufstieg zur Seescharte auf 2.599 m. Im Nebel ging es vorbei an Gletscherseen und Schneefelder, bevor ich nach 1:45 Std. den Übergang vom Lechtal ins Inntal erreicht hatte. 

Pferde im Nebel am Gletschersee
Aufsteig zur Seescharte
Nach einer kurzen Verschnaufpause machte ich mich mit Harry auf den schier endlosen Abstieg hinunter nach Zams. Über 1.800 Höhenmeter entlang des Lötzbach, der Oberlochalm, der Unterlochalm und das Zammer Loch lagen vor uns.  Im Zammer Loch führt der Fernwanderweg über einige ausgesetzte Stellen an einer tiefen Schlucht entlang und bietet im letzten Viertel einen wundervollen Ausblick auf Landeck, Zams und das markante Inntal. Übernachtet wurde im Tal. Auf der Suche nach einer geöffneten Gaststätte drehten wir eine kleine Runde durch Zams.
Blick von der Seescharte hinunter ins Inntal
Wanderweg entlang des Lötzbach
Blick vom Zammer Loch auf Zams
Kirchturm von Zams
An Tag vier starteten wir gemütlich in den Tag. Nach einem ausgedehnten Frühstück begaben wir uns zur Talstation der Venetbahn. Mit Hilfe der Seilbahn überwindeten wir den Krahberg in nur 10 Minuten. Unser Ausgangspunkt der 4. Etappe befand sich auf 2.208 m. Wir folgten der Beschilderung in Richtung Kreuzjoch. Erster Gipfelpunkt war nach 1,5 Stunden die Glanderspitze auf 2.512 m. Leider war es an diesem Morgen zu nebelig um das volle Panorama genießen zu können. Dafür genossen wir erstmalig unseren Gipfelschnaps.

Blick vom Krahberg ins Inntal
Wanderweg zur Glanderspitze
Auf dem Weg zur Glanderspitze
Erster Gipfelschnaps auf 2.512 m
Vom der Glanderspitze folgten wir dem schmalen Grad in leichtem Auf und Ab bis zum nächsten Gipfel, dem Piller (2.480 m). Auf der Route bis zum Kreuzjoch (2.464 m) passierten wir außerdem noch das Wannejöchl (2.497 m). Nachdem wir uns auch am vierten und letzten Gipfel des Tages ins Gipfelbuch eingetragen und den Gipfelschnaps gekostet hatten, begann der Abstieg vom Kreuzjoch hinab ins Pitztal.

Gratwanderung
Beate trägt uns ins Gipfelbuch ein
Dazu folgten wir der Beschilderung nach Wenns über einsame Almwiesen bis zur Lacheralm (1.814 m). Dort verbrachten wir unseren Mittagsstopp bei Fruchtschorle und Kuchen. Anschließend führte uns der Weg über einen alten Almpfad bis zum Ortskern von Wenns. Rund 7 Stunden inkl. Stopps benötigten wir vom Krahberg bis nach Wenns.

Abstieg vom Kreuzjoch
Ziel unserer Mittagspause, die Lacheralm (1.814 m)
Mittagspause
Von Wenns aus nahmen wir den Linienbus nach Norden ins 20-Minuten Fahrt entfernte Imst. Im Vorort Karrösten kehrten wir im Romedihof ein. Ein ehemaliger Bauernhof der in ein uriges Hostel umgebaut wurde. Dort genossen wir einen gemütlichen Abend in idyllischer Atmospähre und Lagerfeuer.

Romedihof in Karrösten, Imst
Damit hatten wir nach vier Wandertagen das Pitztal und die Hälfte unserer Alpenüberquerung erreicht und freuten uns auf Teil 2.

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